Hyposensibilisierung

Bei einer Allergie, die die Schleimhäute betrifft, sog. Allergien vom „Sofort-Typ“ (da die allergische Reaktion kurz nach Kontakt mit dem Allergen auftritt) handelt es sich um eine überempfindliche Reaktion des Körpers auf einen eigentlich harmlosen Reiz wie Pollen, Milben, Tierhaare, Schimmelpilze, Insektenstiche oder Nahrungsmittel, die dann als Allergene bezeichnet werden. Die häufigsten Beschwerden sind Bindehautentzündung, Schnupfen, Jucken von Augen und Nase, Husten und Atemnot, Hautreizungen, Magen-Darm- Störungen, Migräne sowie Schlafstörungen und ein allgemeines Krankheitsgefühl.
Wird die Allergie nicht rechtzeitig behandelt, nehmen bei den meisten Patienten die Beschwerden im Laufe der Jahre zu. In der Folge zeigen die Betroffenen häufig eine Überempfindlichkeit gegen eine Vielzahl weiterer Allergene.
Ein leider noch häufig unterschätztes Risiko ist die Entwicklung eines allergischen Asthmas. Husten und Atemnot sind hierfür die ersten Anzeichen. Nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen ist bereits jeder dritte Allergie-Patient von dieser Entwicklung betroffen!
Eine Möglichkeit diese Allergien zu bekämpfen, ist die Meidung der Allergieauslöser, die sog. Karenz. Sie hat nicht nur die Linderung der Beschwerden zur Folge, sondern stellt auch die Grundlage jeder erfolgreichen Therapie dar.
Die spezifische Immuntherapie, auch Hyposensibilisierung genannt, behandelt gezielt die Ursache Ihrer Allergie. Diese Therapie gibt vielen Patienten die Chance, ihre Krankheit für immer oder zumindest für einen langen Zeitraum zu verlieren.
Wir behandeln mit der Hyposensibilisierung Patienten mit Allergien gegen Pollen, Hausstaubmilben, Schimmelpilze, Tierhaare (Hund oder Katze) und Insektengifte (Biene oder Wespe).
Neues zum Thema Heuschnupfen finden Sie auf meiner Seite Heuschnupfen-Aktuelles.

Was versteht man unter einer Hyposensibilisierung?

Die spezifische Immuntherapie ist eine Art Allergieimpfung, Sie hat das Ziel, die überempfindliche Reaktion Ihres Körpers zu normalisieren. Bei der Therapie wird der Körper während eines längeren Zeitraumes regelmäßig mit dem Allergieauslöser in steigender Dosierung konfrontiert. Das Allergen wird hierbei in kleinen Mengen unter die Haut des Oberarmes gespritzt. Der Körper gewöhnt sich kontinuierlich an die Substanzen und wird unempfindlich.
So profitieren bereits über 70 bis 90% der Patienten mit einer Pollen-oder Milbenallergie schon in der ersten Saison von dieser Therapie. Im Falle der gefürchteten Insektengiftallergie vertragen sogar über 95% der Behandelten wieder einen Stich ohne wesentliche Beschwerden.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 1998 in ihrem Positionspapier die spezifische Immuntherapie in den Rang einer globalen Standardtherapie erhoben. 

Diese Therapieform kann
• als einzige Behandlungsform den natürlichen Verlauf von Allergien beeinflussen und den Ausbruch von Asthma verhindern.
• der Entstehung von Sensibilisierungen gegen neue Allergene vorbeugen. Damit ist sie eine entscheidende präventive Maßnahme.
• den Etagenwechsel von Rhinitis zum Asthma im Kindesalter verhindern.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat deshalb auch die Notwendigkeit betont, möglichst frühzeitig mit einer derartigen Therapie zu beginnen. Gerade bei Kindern ist diese Behandlung besonders effektiv. Kinder hyposensibilisieren wir in unserer Praxis ab einem Alter von fünf Jahren. Die Kosten für eine Hyposensibilisierungsbehandlung werden von allen Krankenkassen übernommen.

Wie wird die Hyposensibilisierung durchgeführt? 

Die spezifische Immuntherapie erfolgt in zwei Phasen: In der Aufbauphase (Lernphase) erhält der Patient je nach Art des verordneten Präparats über einen Zeitraum von 7 Wochen oder 3-4 Monaten wöchentlich eine Injektion. Die Allergendosis wird hierbei allmählich gesteigert, bis die individuelle Höchstdosis erreicht ist. In der anschließenden Fortsetzungsphase erhält der Patient ebenfalls seine Injektionen, nun jedoch im Abstand von etwa 4 bis 8 Wochen. Der Zeitraum dieser zweiten Phase sollte mindesten drei Jahre andauern, um ein optimales und vor allem lang anhaltendes Therapieergebnis zu erzielen. Hier „lernt“ das Immunsystem dauerhaft, normal auf das Allergen zu reagieren.

Was Sie beachten sollten:

Die Abnahme Ihrer Beschwerden, oft schon kurze Zeit nach Therapiebeginn, verlockt zu einem vorzeitigen Abbruch der Behandlung. Der gewünschte langfristige Erfolg bleibt dann jedoch aus, die Therapie muss in den folgenden Jahren neu begonnen werden, wertvolle Zeit in der Behandlung der Allergie ist verloren gegangen und hohe unnütze Kosten verursacht worden (immerhin kostet eine Hyposensibilisierung über drei Jahre etwa 1.800 Euro).

Vor Beginn der Hyposensibilisierung werden Sie ausführlich über diese Therapieweise aufgeklärt werden, und erhalten ein „Merkblatt zur Hyposensibilisierung“, dass Sie sich genau durchlesen und unterschreiben müssen.

Weitere Tipps zur Selbsthilfe beim Heuschnupfen finden Sie in meinem Merkblatt Heuschnupfen.

2006 wurden erstmals von den allergologischen und immunologischen Fachgesellschaften Deutschlands Leitlinien zur Hyposensibilisierung (= Spezifische Immuntherapie SIT oder subcutane spezifische Immuntherapie SCIT) veröffentlicht, und zuletzt 2014 erneuert. Die Leitlinien für Insektengiftallergien können Sie ebenfalls hier nachlesen. Die Leitlinien sind zwar für Mediziner gedacht, aber auch für Patienten einigermaßen verstehbar. Sie können mich auch gerne dazu befragen.